Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, mittels Literarturverfilmungen Jugendliche in der Mittelund
Oberstufe des EST sowohl im Bereich der visual literacy zu fördern als auch literarische
Methoden für das Verstehen und Interpretieren von Ganzschriften zu schulen. Der Film wird im
Curriculum des EST immer noch vernachlässigt, obwohl mittlerweile feststeht, dass AV-Medien
Schriftliteratur als Sozialisationsmedium von Jugendlichen abgelöst haben. Allerdings bleibt ein
sinnvoller Unterricht zum Medium Film im luxemburgischen Schulsystem fächerübergreifend eine
Ausnahme, sodass auch die positiven Eigenschaften der Filmanalyse unerkannt bleiben. Dabei
kann v.a. der Literaturunterricht vom Film profitieren. AV-Medien sind literarisch organisiert,
genauso wie die Methoden zu ihrer Erschließung und Entschlüsselung. Kinematographisch lässt
sich feststellen, dass v.a. das Genre der Literaturverfilmung geradezu “en vogue” ist. Für den
Unterricht heißt dies, dass der Film zum Köder wird, mit dem der Lernende zum Umgang mit
literarischen Werken geführt wird. Die motivationssteigernde Wirkung audiovisueller Medien wird
demnach genutzt, um bei Lernenden literarische Kompetenzen zu fördern. Die vorliegende Arbeit
dokumentiert somit den Versuch, im Deutschunterricht der Mittel- und Oberstufe des EST eine
Symbiose zwischen Literatur und Medienkunde zu schaffen. Diese Kombination, davon geht der
Verfasser aus, kann in vielerlei Hinsicht als gewinnbringender eingestuft werden als ein klassischer
Literaturunterricht.
Der vorliegende Travail de candidature ist in drei Teile gegliedert. Ein erster Bereich widmet sich der
Medien- und Filmdidaktik, wobei ein Hauptaugenmerk auf der visual literacy liegt, die als
Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts gilt. Gleichwohl wird der Film als potentieller
Unterrichtsgegenstand bekräftigt, indem sowohl seine sprachlichen als auch seine literarischen
Kapazitäten erfasst werden. Ein filmanalytischer Schwerpunkt wird im zweiten theoretischen Teil
gelegt. Mit Bezug auf Werner Faulstichs „Grundkurs Filmanalyse“ wird eine Herangehensweise
für das Arbeiten mit Filmen aufgezeigt, auf die schulische Situation übertragen und somit der
Rahmen für die spätere Arbeit gelegt. Faulstichs Arbeitsweise verleiht der Filmanalyse ein
wissenschaftliches Vorgehen und befreit die zu erreichenden Ergebnisse dadurch ihrer
Subjektivität. Der abschließende Teilbereich tangiert den Unterricht selbst. Er beschreibt und
reflektiert zunächst die Sequenz zu Suzanne Collins Die Tribute von Panem sowie Gary Ross’
Verfilmung des ersten Bands der Romantrilogie und gibt schließlich einen offengehaltenen
Vorschlag, Martin Suters Roman Die dunkle Seite des Mondes sowie Stephan Ricks gleichnamige
Verfilmung nach den im Vorfeld erarbeiteten Prinzipen im Unterricht einzusetzen. Die
Abschlussreflektion unternimmt mit kritischem Blick schließlich den Versuch, Lösungen
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aufzusuchen, anhand derer die Symbiose von Literatur und Medienkunde im Deutschunterricht
förderlicher umsetzbar ist.
Es bleibt noch anzumerken, dass der theoretische Teil den Versuch darstellt, das Medium Film in
seiner Breite zu erfassen und abzudecken, und geht dadurch stellenweise über die praktische
Umsetzung hinaus. Dadurch bietet diese Arbeit jedoch eine theoretische Grundlage für eine
weiterführende, vertiefte Beschäftigung mit dem Thema.