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mardi 9 décembre 2014 / Catégories: Langues, Allemand

Schiller und der italienische Belcanto

Sylvie Langehegermann

Die Oper ist stets auf die eine oder andere Art und Weise auf die Literatur angewiesen, folglich ist die Untersuchung der Libretti nicht allein der Musikgeschichte, sondern auch der Theater- und sogar der Literaturgeschichte zuzuordnen. Das Opernlibretto spielt eine größtenteils unselbstständige Rolle, da der Text in den meisten Fällen der Musik untergeordnet wird. Dies trifft ganz entschieden auf die Libretti der in der vorliegenden Arbeit untersuchten Epoche des italienischen Belcanto zu. Demzufolge darf das jeweilige Textbuch nicht nur im Hinblick auf das Originaldrama beurteilt werden, sondern es muss stets auch ein Bezug zu der musikalischen Darstellung hergestellt werden.

Ein Teil der Operntexte wird von den Librettisten selbst geschrieben, die meisten Libretti des Belcanto entstehen jedoch nach einer literarischen Vorlage und greifen vor allem auf französische Dramatiker wie Victor Hugo (Rigoletto) und Alexandre Dumas Sohn (La Traviata) zurück. Auch spanische Dramatiker wie A.G. Gutierrez (Il Trovatore) und die Dramenwerke William Shakespeares (Macbeth) dienen als Vorlagen.

Auffällig ist, dass die Komponisten des Belcanto häufig auf die Dramen von Friedrich Schiller zurückgreifen, so beispielsweise Gioachino Rossini mit seiner Oper Guglielmo Tell und Gaetano Donizetti mit seiner Maria Stuarda. Giuseppe Verdi hat sogar vier Schilleropern komponiert: Giovanna d’Arco, I Masnadieri, Luisa Miller und Don Carlo.

Da eine Analyse aller eben erwähnten Werke den Rahmen sprengen würde, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf drei Opern (Guglielmo Tell, Maria Stuarda, I Masnadieri), welche sich sowohl in der Art der Umsetzung, als auch in Bezug auf ihre Wirkungsgeschichte deutlich unterscheiden.

An diesen Werken wird u.a. untersucht, worin die spezifischen Reizfaktoren eines Schillerschen Dramas bestehen, die es als Operngrundlage qualifizieren. Außerdem wird gezeigt, mit welchen Mitteln es den Librettisten und Komponisten gelingt, ein Schillerdrama in eine Oper umzuwandeln. Neben einer Analyse der notwendigen Reduzierung auf das Kernmotiv der literarischen Vorlage befasst sich die Arbeit hauptsächlich mit den Figuren und deren Konstellationen untereinander. Ziel der Arbeit ist es u.a. zu zeigen, wie die Librettisten und Komponisten vorgehen, um die Figuren auf die von der Oper geforderte Anzahl zu reduzieren, ohne dass die Qualität des Werkes darunter

leidet, bzw. die szenische Verständlichkeit verlorengeht. Zu diesem Zweck werden einige wesentliche Szenen näher analysiert, aber auch allgemeine Merkmale der jeweiligen Figuren werden einander gegenübergestellt.

In der vorliegenden Arbeit wird u.a. deutlich, dass es in der Oper hauptsächlich die Musik ist, welche die Charakterisierung und die Interpretation der Figuren bestimmt. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, die innersten Gedanken und Gefühle der Charaktere auf die Bühne zu bringen, während sie im Schauspiel oft unausgesprochen bleiben. Zudem sind die Handlungsmotive, Intrigen und Konflikte stets direkt mit den auftretenden Personen verbunden und werden durch sie veranschaulicht. Sowohl Rossini, wie auch Donizetti und Verdi haben in Schillers abstraktem Ideenraum die notwendige gedankliche Entsprechung ihrer dramatischen Tonsprache erblickt. Durch die Höhen und Tiefen der menschlichen Affekte gelingt es ihnen, mithilfe ihrer Musik, die scharfe analytische Welt der Schillerschen Ideendramen zu beleben.

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