Der vorliegende Travail de Candidature behandelt den Umgang mit Ehebruch in der deutschen Literatur, dies anhand von zwei Romanbeispielen: Goethes Wahlverwandtschaften und Jelineks Lust. Die Arbeit ist in drei Teile eingeteilt, wobei die beiden ersten und umfangreicheren Absätze der Einbettung der Problematik und einer genauen Analyse der genannten Werke dienen. Der dritte und kürzere Teil dient einem Vergleich zwischen den beiden Werken.
Um einen tiefen und weit schweifenden Einblick in das Thema zu erhalten wurde zuerst die Darstellung des Ehebruchs in Romanen anderer literarischer Epochen kurz erläutert, dies anhand von ausgewählten Werken. Auch wurde auf die Geschichte der Familienkonstellation und somit der Ehe an sich eingegangen, um die nötigen Vorkenntnisse für die weiteren Untersuchungen und Vergleiche zu besitzen.
In dem ersten großen Teil wurde die Darstellung des Ehebruchs in den Wahlverwandtschaften analysiert, dabei wurde auch auf die Haltung der Autoren hinsichtlich der ehelichen Treue und auf ihr jeweiliges Gesellschaftsverständnis eingegangen. Es soll untersucht werden, inwiefern der
Ehebruch vollzogen wurde und ob sich daraus Folgen für die jeweiligen Ehebrecher ergeben. Eventuelle Konsequenzen sollen anschließend herausgearbeitet und im Detail analysiert werden. Hier wurde vor allem auch die Bedeutung des Kindes hervorgehoben, das eine zentrale Rolle
hinsichtlich des Ehebruchs spielt. Um zu verstehen, wie es überhaupt zum Ehebruch kommen konnte, mussten zu Beginn des Kapitels die Charaktere der Protagonisten sowie ihre Verstrickungen zueinander verdeutlicht werden. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Figur der Ottilie und ihre verhängnisvolle Liebe zu Eduard.
Der zweite Teil des Travail de Candidature beschäftigt sich mit Jelineks Skandalroman. Auch hier wurden zuerst die Charaktere der Protagonisten analysiert, ehe die Ehe von Gerti und Hermann dargestellt wurde. Anschließend wurden der begangene Ehebruch Gertis, im Text als
Ausbruchsversuch bezeichnet, und die daraus resultierenden Reaktionen der Männer (des Ehemannes und des vermeintlich Geliebten) herauskristallisiert. Auch in Jelineks Roman spielt das Kind eine bedeutende Rolle hinsichtlich des begangenen Ehebruchs, aus diesem Grund
wurden sein Charakter, seine Beziehung zu seinen Eltern und sein Tod analysiert. Genau wie bei der Untersuchung von Goethes Wahlverwandtschaften wird auch hier ein Fokus auf die Frage geworfen, inwiefern das Kind Jelinek als Symbol dient.
Der dritte und letzte Teil der Arbeit beinhaltet vor allem komparatistische Aspekte: So wurden die oben erwähnten Werke einander in einer letzten Instanz gegenübergestellt und miteinander verglichen. Ziel dieses Vergleichs war es, mögliche Gemeinsamkeiten zwischen den beiden sehr
unterschiedlichen Werken herauszuarbeiten. Doch wurde auch auf die Differenzen, die doch sehr ausgeprägt sind, eingegangen und eine Begründung gesucht, inwiefern man sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten in Bezug auf den Autor und sein zeitgeschichtliches Wirken erklären
kann. Bei dem Vergleich standen die Darstellung des Ehebruchs und die dafür benötigten Hintergrundinformationen im Fokus der Untersuchung. Eine besondere Aufmerksamkeit wurde auch der Schuldfrage (Ehebruch / Tod des Kindes) in den beiden Romanen geschenkt.
Anschließend wurde herausgearbeitet, inwiefern das jeweilige Werk typisch für das gesellschaftliche Denken in der Epoche, in der der Dichter agiert, ist und auf was eventuell auftretende Abweichungen zurückzuführen sind.