Phone No.
(+352) 247-85187
Email us
secretariat@script.lu
Address
33, Rives de Clausen
L-2165 Luxembourg

www.bibliotc.lu

Travaux de candidature

Bibliothèque en ligne

mercredi 26 janvier 2022 / Catégories: Langues, Allemand

„Von Lesemuffeln zu Textknackern und Bücherwürmern“

Schadeck Martine

Obwohl das Lesen gerade heute im Zeitalter der digitalen Kommunikation eine neue
Wichtigkeit erlangt hat, müssen vor allem bei den Jugendlichen im EST immer wieder
enorme Defizite auf der Ebene der Lesefertigkeit, des Leseverstehens und des lauten
Vorlesens festgestellt werden. Lesen gilt bereits seit jeher als Schlüsselkompetenz in der
Gesellschaft und als wichtige Basisfähigkeit im späteren Beruf, doch vor allem ist das Lesen
eine Grundvoraussetzung, um in der Schule zu bestehen, da nicht nur der Sprachenunterricht,
sondern auch alle Sach- und Fachkurse textbasiert sind und eine gewisse Lesekompetenz
voraussetzen.
Viele Schüler sehen das Lesen als unüberwindbares Hindernis an, empfinden Stress und
Angst, wenn sie im Unterricht vor ihren Mitschülern etwas vorlesen sollen und verweigern
sich der freiwilligen Lektüre oft komplett. Oft stammen diese Teenager aus lesefremden
Elternhäusern, haben keinen Zugang zu Büchern und nehmen die Lektüre lediglich als eine
Freizeitbeschäftigung anderer Leute wahr. Das Thema Lesen wird dabei weder in der Schule
noch zu Hause angesprochen und fungiert sogar regelrecht als Tabuthema.
Um aus diesen jungen Lesemuffeln, Textknacker und Bücherwürmer zu machen, wurde ein
Leseprojekt auf zwei Klassen der Sekundären Unterstufe durchgeführt. Einerseits ging es
hierbei um die Leseförderung, zu deren Zweck eine Klassenbibliothek angelegt wurde und
freie Lesezeiten im Stundenplan vermerkt wurden. Die Schüler sollten Vergnügen beim
Lesen empfinden, sich auf ein Buch einlassen, einen Leseerfolg erleben, wodurch die
Lesemotivation gesteigert wurde. Andererseits wurden auf der zweiten Klasse ganz einfache
Sachtexte autonom gelesen und bearbeitet, sodass die Schüler gewisse Strategien entwickeln
konnten, das Gefühl erlangten, selbstständig mit deutschen Texten arbeiten zu können und
durch den neuen Leseerfolg wurde das Selbstwertgefühl in Bezug auf das Lesen gestärkt.
Eine etwas andere Maßnahme stellte das Lesetraining dar, währenddessen die Schüler
verschiedene Übungen in Lesetandems erarbeiteten und ihren Erfolg anhand von
Beobachtungsrastern notieren und verfolgen konnten. Die dokumentierten Fortschritte führten
allgemein zu der Überzeugung, dass lesen lernbar sei. Der Wettkampf, wer die meisten
Bücher lese oder wer die meisten Texte knacke, motivierte die Schüler zusätzlich auf
sportliche Art und Weise.
Das Projekt resultierte darin, dass die Schüler begeistert an die Lektüre spannender
Jugendbücher herantraten und allgemein positive Erfahrungen mit dem Lesen gemacht
wurden: Die Schüler erlebten das Erfolgserlebnis, ein deutsches Buch selbstständig und ganz
gelesen zu haben bzw. einen deutschen Sachtext völlig autonom gelesen und erarbeitet zu
haben, und ein Gedicht nun inhaltsbetont vortragen zu können. Allgemein war die Motivation
und die Begeisterung vonseiten der Schüler recht groß, was dafür spricht, das Projekt
weiterhin auszubauen und auf anderen Klassen durchzuführen.
Damit die Lesemuffel endgültig zu Textknackern und Bücherwürmern werden, müsste das
Projekt über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, jedoch konnte die grundsätzliche
Ablehnung des Lesens überwunden werden, was den Erfolg des Projektes ausmacht.