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lundi 13 août 2018 / Catégories: Sciences humaines et sociales, Psychologie

Wie systemisch-konstruktivistische Handlungsalternativen den Schulalltag erleichtern können

by Salzig Jessica

Was muss ein Schüler tun, damit er ein „Problem“ bekommt? Oder was muss er tun,
um das „Problem“ noch weiter zu verschlimmern?
Diese Fragen mögen auf den ersten Blick vielleicht außergewöhnlich erscheinen,
haben aber in der systemischen Therapie und Beratung ihren festen und
berechtigten Platz. Denn wer sein Problem verschlimmern (also verändern) kann, hat
auch die Fähigkeit, es aus eigener Kraft wieder loszuwerden. Ist eine Person (zum
Beispiel ein Schüler1) sich bewusst, dass er selbst „Täter“ seines eigenen Problems
ist, kommt es zu einer Trennung der Hilflosigkeit. In diesem Zusammenhang eignet
sich das Zitat von Peter Herrmann „Wir müssen uns von der Idee des schwachen
Menschen verabschieden“ (Pfannenmöller, 2013, Seite 12). Der Gedanke, dass nur
der Schüler weiß, wie sein Problem gelöst werden kann, ist einer der Grundsteine
dieser Arbeit und wird sich über die folgenden Seiten hinausziehen.
Wie die nachfolgenden Kapitel aufzeigen werden, wurde die Systemik im
pädagogischen Kontext um ein Vielfaches erforscht und liefert viele Anhaltspunkte,
welche der Lehrkraft den Arbeitsalltag erleichtern können. Der Fokus wird hierbei
vor allem auf zwei unterschiedliche Schwerpunkte gelegt. Einerseits soll der
systemische Lehrer seine eigene pädagogische Haltung überdenken, in Frage stellen
und stetig erweitern. Andererseits kann er durch seine didaktische Gestaltung im
Klassensystem Veränderungen herbeiführen, welche sowohl ihm, als auch den
Schülern den pädagogischen Alltag erleichtern. Diese Arbeit beruht auf der
Annahme, dass viele Lehrkräfte diese Haltung und Methoden bereits in ihrem Alltag
integrieren, sich ihrer Bedeutung nur nicht bewusst sind. Diese Hypothese wurde mit
Hilfe eines Fragebogens ermittelt, welcher von 184 Lehrern aus unterschiedlichen
Schulen, diversen Fachbereichen und verschiedenen Unterrichtsstufen ausgefüllt
wurde. Er bestätigt weitestgehend diese Annahme und zeigt einerseits eine große 
Offenheit für systemische Methoden und Haltungen seitens der Lehrpersonen,
anderseits aber auch ebenso viele Widersprüche und Missverständnisse. Diese
Ergebnisse geben Anlass für weitere Untersuchungen im Bereich der systemischen
Pädagogik in Luxemburg und zeigen, dass Weiterbildungen in diesem Bereich von
großen Nutzen und Interesse für ein erfolgreicheres Unterrichten sein könnten.
Die Systemik im Klassenzimmer befindet sich momentan noch in ihren
Kinderschuhen, wird aber, wie die folgende Arbeit aufzeigt, von immer mehr
Lehrkräften willkommen geheißen. Im Idealfall regen die dargestellten Ideen
Neugierde an und ermutigen den Leser zum Ausprobieren. Vieles muss man selbst
erleben, um sich seiner Wirkung bewusst zu werden. Eine wichtige Haltung beim
Lesen könnte vielleicht die Annahme sein, dass das, was man ausprobiert, Freude
machen soll. Denn systemisches Arbeiten bedeutet nicht: „Schon wieder was
Neues!“, sondern – im Gegenteil – soll es die Arbeit im Schulalltag enorm
erleichtern, dem man damit beginnt ein kleines bisschen mehr zum „systemischen
Lehrer“ zu werden.

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