In dieser Arbeit wurden human-, sozial- und kulturwissenschaftliche Theorien hinsichtlich
deren Beitrag zur Fremdheitsthematik untersucht. Obwohl es unter den
einzelnen Wissenschaftsbereichen keinen einheitlichen Konsens bezüglich des
Begriffs „fremd“ gibt, lassen sich Kerngedanken ableiten, welche auf ein mögliches
Konzept schließen lassen. Demzufolge wird Fremdheit als etwas verstanden, das
unser Sein bestimmt. Dabei ist das Fremde nie absolut und immer kontextabhängig,
da es in Relation zu einer anderen Ordnung steht, welche es irritiert und dazu herausfordert,
sich mit dem Fremden zu beschäftigen und sich ggf. dafür zu öffnen. Somit
ist das Fremde wesentlich für die eigene Identität, denn ohne Fremderfahrung gibt es
keine Selbsterfahrung. Erst durch die Erfahrung des Fremden kann man das Fremde
identifizieren, sich mit ihm auseinandersetzen und schließlich Rückschlüsse für das
eigene Selbst ziehen. Das Selbst erhält bei dieser Konfrontation Unterstützung durch
weniger Unbekanntes, das sog. Andere. Es kann dem Selbst helfen, zum Fremden auf
Distanz zu gehen oder aber es wirkt als Korrektiv zwischen Eigenem und Fremdem.
Es wird systematisch versucht, das Fremde in das Eigene zu integrieren, es zu assimilieren
oder es zu verstoßen. Da sich dieser Vorgang immer wieder wiederholt,
spricht man von einem Konzept.
Im weiteren Verlauf wurden nun die theoretischen Ergebnisse mit einer literaturwissenschaftlichen
Analyse von Isabel Abedis Jugendwerken verknüpft. In diesem
Zusammenhang wurde erarbeitet, dass Abedi selbst die Fremdheitsthematik zu einem
inhaltlichen bzw. thematischen Schwerpunkt ihrer Romane macht.
Außerdem konnte die Anwendung des in der Theorie erarbeiten Konzepts nachgewiesen
werden. Demzufolge begegnen die Protagonisten Fremdheit in unterschiedlichen
Konstellationen und sind notgedrungen gezwungen, diese zu konfrontieren, da
sie in ihrem Selbst irritiert werden. Dies löst einen Such- und Reifeprozess aus, bei
welchem sie mittels des Raumes, der Symbolik und der Hilfe des Anderen zu neuen
Einsichten und Handlungsoptionen bezüglich des Fremden gelangen und dessen
Wandelbarkeit erkennen.
Abedi bietet dem jungen Publikum somit unterschiedliche Alteritätsmodelle, die
Fremderfahrung und einen geeigneten Umgang ermöglichen, was als Ausgangspunkt