Dieser Arbeit geht der Wunsch voraus, meinen Schülern einen multimodalen, handlungsorientierten Zugang zu einer Auswahl
von Gedichten zu ermöglichen, um auf diese Weise sowohl den unterschiedlichen Lerntypen innerhalb der Schulklasse als auch
der Vielschichtigkeit der Gattung gerecht zu werden. Es soll gezeigt werden, dass gerade multimodale Methoden sich anbieten,
um die Grenzen zwischen alten und neuen Medien, zwischen Literatur und anderen Künsten einzubrechen, so dass den Schülern
ein modernes Verständnis von künstlerischem Schaffen im Allgemeinen und von Literatur im Besonderen vermittelt wird. Wird im
Lyrikunterricht zusätzlich zu dem fachspezifischen Input mit Bild‐ und Musikimpulsen gearbeitet, so haben die Lerner in vielfältiger Weise die Möglichkeit, ihr eigenes Lernpotenzial zu entfalten. Der Fokus bei der Interpretation der ausgewählten Gedichte liegt
stets auf dem Symbol des Spiegels, welches von Autoren verschiedener Epochen aufgegriffen wird, um unter anderem Identitätskrisen darzustellen.
Die folgende Arbeit wird sich mit der langen Geschichte des Spiegels als Metapher und Motiv sowie mit der daraus resultierenden Bedeutung für die Literatur und Kultur im Allgemeinen auseinandersetzen. Der Schwerpunkt des theoretischen Teils dieser Arbeit
liegt dabei vor allem auf den Ausführungen des Zeichentheoretikers Umberto Eco sowie der Psychoanalytiker Sigmund Freud
und Jacques Lacan. Es wird sich bei der Interpretation der Gedichte herausstellen, dass vor allem ein Bezug auf Sigmund Freuds
Thesen zur Persönlichkeitsgestaltung für die Behandlung der Gedichte im Unterricht geeignet ist. .
Anhand der Gedichte soll gezeigt werden, dass dem Spiegel bei der Identitätssuche und –bildung eine zentrale Rolle zukommt, da
er uns zeigt, wie die anderen uns sehen. Da die Lektüre literarischer Texte innerhalb und außerhalb des schulischen Rahmens Jugendliche auf ihrem Weg zum eigenen Ich unterstützen kann und soll, können Spiegel-Texte demnach einen besonderen
Beitrag dazu leisten: „Wenn wir wirklich lesen, um uns selbst zu begegnen (...), dann tun wir dies in doppelter Intensität, wenn
wir über Spiegelungen lesen. Im praktischen Teil dieser Arbeit werden die konstruktivistische Didaktik und Pädagogik sowie
die Leitgedanken handlungsorientierter Unterrichtsformen erörtert. Zudem wird dargelegt, inwiefern sich offene Unterrichtsmethoden
positiv auf die Schülermotivation, das Klassenklima und die Lernergebnisse auswirken können. Ziel dieser Arbeit ist es somit,
die Schüler anhand einer Auswahl von Gedichten, die das Spiegelmotiv auf unterschiedliche Art und Weise aufgreifen, für Literatur
zu begeistern. Eine sechsstündige Unterrichtssequenz zum Thema „Spiegel-‐Gedichte“ wird im Anhang dieser Arbeit zu finden
sein, bei welcher auf eine handlungsorientierte, multimodale Herangehensweise an die Unterrichtsinhalte zurückgegriffen wird. Die
besagte Unterrichtssequenz kann auf einer elften Klasse ausgeführt werden, da ihr Inhalt dem Lehrprogramm dieser Klassenstufe
entspricht. Auf eine Bewertung der Unterrichtsmaterialien muss in dieser Arbeit verzichtet werden, da das Unterrichtsmodell nicht
praktisch umgesetzt wurde. Die Bewertungskriterien können jedoch bei einer Behandlung im Unterricht als Anhaltspunkte genutzt werden, um die erreichbare Qualität des Unterrichts einschätzen zu können.