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mercredi 26 janvier 2022 / Catégories: Langues, Allemand

„Bleiben Sie nicht Lehrerin! Heiraten Sie!“

Thull Olivier

Ziel dieser Abhandlung wird sein die Motive von Autorität und Emanzipation in Nikolaus Welters frühen Dramen Lene Frank, Der Abtrünnige und Professor Forster zu analysieren und sie gegeneinander abzuwägen. Gerade in seiner frühen Schaffensperiode spiegeln sich diese beiden Motive wider, nicht nur in seinen Werken, sondern finden sich auch mit den Lebensumständen und der Einstellung des Autors verflochten.

Vordergründig werden dabei die ersten Fassungen der oben genannten Dramen zu berücksichtigen sein, da sie in besonderem Maße die Einstellung eines noch jungen Autors widerspiegeln, der sich schon auf eine vielversprechende Karriere als Schriftstellers einstellen konnte. In ihnen suchen wir diese Motive, um zu untersuchen in welchem Maße sie einem noch jungen Nikolaus Welter am Herzen gelegen haben. Interessant wird für diese Analyse ebenfalls die Tatsache, dass er diese Dramen im Alter noch einmal überarbeitet hat und dabei weite Teile der ursprünglich enthaltenen Gesellschaftskritik verändert hat.

In einem ersten Schritt wird allerdings zu klären sein, was die Begriffe „Autorität“ und „Emanzipation“ im zeitlichen Kontext, das heißt am Anfang des 20. Jahrhunderts, bedeuten und wie sie in der luxemburgischen Gesellschaft in dieser Zeit zu verstehen sind. Die Rolle, die Nikolaus Welters Herkunft, seine anerzogene, soziale und politische Einstellung und seine ersten Schritte in der Öffentlichkeit mit der Veröffentlichung des kritischen Gedichts Die Schmiede spielen, wird dabei zu berücksichtigen sein.

Ebenso wird zu klären sein, in welchem Bezug die Einstellung des Autors mit den zeitgenössischen literarischen Richtungen, vor allem dem Naturalismus in Verbindung steht. Die Frage, inwiefern Welters Absichten bewusst oder unbewusst vom Zeitgeist beeinflusst waren und wie weit er seine progressiven Ideen in die Tat umgesetzt sehen wollte, wird in dieser Abhandlung erörtert werden.

Anschließend wird erörtert, inwiefern sich Autorität und Emanzipation in dem vor allem in den beiden ersten Dramen aufkommenden Thema der Frömmigkeit wiederfinden. Welter benutzt immer wieder Figuren, die dem Klerus angehören, und setzt sie als Auslöser der dramatischen Handlung ein. In einem kleinen, vom katholischen Konservativismus geprägten Land, muss der Leser oder Zuschauer dies als eine Form von Gesellschaftskritik aufnehmen.

Der Frage, inwieweit es sich dabei um eine Milieustudie im naturalistischen Sinn handelt, die die Macht des Klerus vor allem im ländlichen Bereich Luxemburgs aufzeigen soll, wird nachgegangen werden. Die Funktion der Pfarrer-Figuren muss darauf untersucht werden, inwiefern sie für eine solche These sprechen, ebenso wie die Frömmelei, die andere Figuren an den Tag legen, und somit den dramatischen Hergang der Geschichten verstärken.
In einem weiteren Schritt soll das Schulwesen, das in den drei Dramen eine Rolle spielt, ebenfalls in Bezug auf eine für den naturalistischen Stil typische Milieu-Studie, untersucht werden. Gerade in der Schule scheinen für Welter die Autoritäten, Kirche und Staat, zusammenzulaufen und autoritär, beziehungsweise willkürlich zu wirken.


Diese Autoritäten, die in den Dramen unter verschiedensten Formen auftreten, werden untersucht und gegenübergestellt, um die Gesellschaftskritik herauszukristallisieren, die der Autor darstellen wollte. Inwieweit dient der Amts- und Machtmissbrauch hier den Figuren als Mittel den eigenen Wert zu steigern? Die verschiedenen Motive obrigkeitshöriger Figuren müssen zur Beantwortung dieser Frage miteinander verglichen werden.

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