Im ersten Teil des Travail de candidature wird besonderes Gewicht auf eine gründliche Erarbeitung des für diese Untersuchung unerlässlichen theoretischen Hintergrundes gelegt. Dazu gehören ein Überblick über die Geschichte der Fotografie, ein Abriss über die Beziehungen zwischen Fotografie und Literatur, eine Darstellung der von Walter Benjamin in Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit geführten medientheoretischen Überlegungen sowie eine Einführung in die Modelle der Bildanalyse von Erwin Panofsky und Roswitha Breckner. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird je nach Bedarf auf zusätzliche fototheoretische Betrachtungen (Sontag, Barthes, Stiegler), auf intermediale Theorien der Literaturanalyse (Rajewsky) sowie psychoanalytische Deutungsansätze zurückgegriffen. Im Hauptteil des Travail de candidature wird zunächst eine allgemeine Verortung Klaus Manns, in der Fotografiegeschichte sowie in der Geschichte der Beziehungen zwischen Fotografie und Literatur vorgenommen, bevor ein Überblick über das Analysekorpus geliefert wird. Anschließend werden die von dem Literaten selbst existierenden Fotografien und die in seinen Werken vorkommenden Lichtbilder detailliert untersucht. Dabei wird zwischen den Fotos aus dem privaten und denen aus dem beruflichen und öffentlichen Bereich unterschieden. Klaus Mann schöpfte die Möglichkeiten der konventionellen Fotografie seiner Zeit vollends aus. Nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Alltag frequentierte er häufig Fotografen und ließ sich von ihnen im Bild festhalten, um sich die eigene Attraktivität schwarz auf weiß vorführen zu können. Dies war Ausdruck seiner narzisstischen Veranlagung und stellte auch eine Möglichkeit dar, gegen das Altern anzukämpfen. Das oftmals an erotische Gefühle gekoppelte Betrachten und Zeigen von Fotos spielte eine zentrale Rolle in Manns Leben. Der Dichter stellte die Fotos der Familienmitglieder, Freunde und Geliebten im Rahmen eines Rituals auf, um ihre physische Absenz zu kompensieren. Die Fotos, auf denen Klaus Mann gemeinsam mit seinen Verwandten abgebildet ist, erweisen sich als besonders interessant, da sie zahlreiche Hinweise auf das ambivalente Verhältnis des Autors zu seinem Vater - aber auch zur Mutter - enthalten und die insgesamt enge Verbindung Manns zu seiner Schwester Erika widerspiegeln. Von Klaus Manns kulturellem Engagement, seiner künstlerischen Vielseitigkeit und seiner Weltgewandtheit zeugen Fotos, auf denen er gemeinsam mit anderen Literaten, Schauspielern oder bildenden Künstlern zu sehen ist. Er lebte am Puls der Zeit, nutzte die Medien sehr intensiv, rezipierte beispielsweise mit großem Interesse die Fotos von Berühmtheiten aus Kultur und Politik, während ihn die Propagandafotos der Nazis mit moralischem und physischem Ekel erfüllten. In seinen zusammen mit Erika Mann verfassten Sachbüchern wie Rundherum und Escape to Life sowie beim Entwerfen von Flugblättern für die Psychological Warfare Branch der US Army in der Endphase des Zweiten Weltkrieges setzte der Schriftsteller auf die wirkmächtige Kombination von Text und Bild. Seine in Stars and Stripes veröffentlichten Artikel illustrierten Fotos, die u.a. die Situation im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit dokumentieren sollten. Den Abschluss dieser Arbeit bildet schließlich eine Untersuchung der Fotografien in Klaus Manns stark autobiografisch geprägtem Roman Der fromme Tanz.