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lundi 6 août 2018 / Catégories: Langues, Allemand

Bis an die Grenze des Sagbaren. Äußerungsformen des Unaussprechlichen im Werk Heinrich von Kleists

by Petit Anne

In der vorliegenden Arbeit wird es mir in erster Linie darum gehen, die These zu belegen,
dass Kleist, gleichwohl als Dichter an die restriktiven Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache
gebunden, mittels seiner emphatischen dichterischen Ausdruckskraft vehement versucht,
gegen diesen Umstand „anzurennen“, indem er gezielt das Versagen (und die Ohnmacht)
der Sprache an den Höhe- und Wendepunkten seiner Dichtung zelebriert und ihm somit
semantische Relevanz verschafft.
Kleist vertritt die Auffassung, dass das unbedingte Gefühl nur unbefriedigend im
subjektiven Postulat zum Ausdruck kommt, und so lässt er das Gefühl mit Vorliebe objektiv
aus der Gestaltung hervortreten; dies geschieht oft jenseits der Sprache, sei es im
bedeutungsschweren Schweigen, in Äußerungsformen des halbsprachlichen Sagens, in
Auslassungs- und Wortstellungsfiguren oder in der bildlichen Geste einer Gebärde.
Komplementär zu der Klärung des Kleistschen Sprachverständnisses sollen im
ersten Teil dieser Arbeit – in Auszügen – wesentliche Interferenzen zu zeitgenössischen
Sprachdiskursen der Romantik nachgezeichnet werden, um auf diese Weise Kleists Poetik
der emphatischen Unaussprechlichkeit innerhalb der zeitgenössischen sprachkritischen
Diskurse angemessener situieren und kontextualisieren zu können. Zudem werde ich
versuchen zu belegen, dass man Kleists „Anrennen gegen die Grenzen der Sprache“
durchaus in die Nähe von modernen Paradigmen rücken kann, indem ich Parallelen zu
Wittgensteins Sprachphilosophie aufzeige.
Im zweiten Teil der Arbeit wird es mir dann vor allem darum gehen, Kleist als Dichter
der Extreme und der Emphase zu präsentieren, da sein sprachlicher Gestaltungsspielraum
stetig zwischen dem verstummenden, ohnmächtigen Ausdruck und dem volatilen,
mäeutischen Charakter der Sprache oszilliert. Der zweite Teil dieser Arbeit wird darüber
hinaus auch verstärkt den Fokus auf die emphatische Aufwertung der Körpersprache und
somit auf den Ausdruck des Unsagbaren in der Gebärde legen. In diesem Kontext wird unter
anderem der individuellen, facettenreichen poetischen Konzeption der Ohnmacht in den
Kleistschen Texten und ihrer damit verknüpften Bedeutung als einem poetischdramaturgischen
Symbol Rechnung getragen.
Der deskriptiv geartete erste und zweite Teil der Arbeit dienen als Grundlage für die
sprachsystematische Betrachtung im analytischen dritten Teil. In diesem zentralen Teil der
Arbeit wird vorrangig im Rahmen einer sprachlichen Analyse dem elementaren Phänomen
der Kleistschen Dichtung Rechnung getragen, dass die Macht der Kleistschen Sprache just
eben im Versagen und der Ohnmacht der Sprache an den Höhe- und Wendepunkten der
Dichtung ihren Ausdruck findet.
Die abschließende Synopse der sprachlichen Analyse und der Ausblick werden
schließlich die These untermauern, dass das eigentliche Wesen der Kleistschen Poesie in
einer emphatischen Veräußerung des Unaussprechlichen kulminiert, die über die Grenzen
des Sprachlichen hinausweist.

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