In der vorliegenden Arbeit „Verortete Fluchten. Die verspäteten Lebensentwürfe des Altphilologen Raimund Gregorius, abgebildet in dem Roman „Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier." soll es vor allem darum gehen, entsprechend der konzeptuellen Ankündigung im Titel , die Fluchten des Protagonisten zu verorten, d.h. die bedeutendsten Schauplätze des Romans Bern, Lissabon, Coimbra, Finisterre, Salamanca und den Nachtzug als Ort genauer zu untersuchen, um dabei nähere Informationen über den Protagonisten, eventuell auch über den Autor und über den Roman im Allgemeinen zu gewinnen. Dabei werden Reise, Flucht und Zuflucht jeweils als existentielles Format schlechthin ins Bewusstsein gehoben, die kulturellen Referenzen als zuweilen ambivalente Orientierungen eingesehen, die Leben und Lebensslauf in ihren räumlich-zeitlichen Organisationsformen spiegeln und widerspiegeln. Das zeitliche Prinzip entfaltet sich in den lokalisierten Ereignissen. In Anlehnung an das „Chronotopos"-Konzept des russischen Literaturwissenschaftlers Michail M. Bachtin, steht vor allem die Analyse des Raums im Mittelpunkt des Interesses dieser Arbeit. Eine intensive Auseinandersetzung mit den wichtigsten Örtlichkeiten, die im Roman bereist werden, führt zu näheren Erkenntnissen, welche Bedeutung diesen Örtlichkeiten im Rahmen des Romangeschehens zukommt, inwiefern die Orte Einfluss auf die Entwicklung der Identität des Protagonisten haben und inwiefern die Verortung sich als Analysekategorie eines zeitgenössischen Romans eignet.