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mardi 17 juin 2014 / Catégories: Langues, Allemand

Das Ende einer Tradition – Der „neue“ Mensch und der Generationenkonflikt auf dem Hintergrund gesellschaftskritischer Theoriebildung in expressionistischen Dramen

Elodie Decker

Die Expressionisten, welche sich eine neue Welt herbeisehnen, können sich nicht mehr an alten Normen orientieren. Sie machen die Geschichte, welche zum Hindernis für neu aufkommendes Leben wird, für das gegenwärtige Übel verantwortlich. Aus diesem Grund widmen sie sich modernen Sujets und Formen. Vor allem die neue Form des Stationendramas beeinflusst ihr literarisches Schaffen. Die Dramen entsprechen nicht mehr dem klassischen drei- bzw. fünf- Akte- Schema. Vielmehr steht in den Stationendramen die Wandlung eines Protagonisten im Mittelpunkt, welcher verschiedene Stationen erleben muss, um am Ende als „neuer Mensch" zur Erlöserfigur zu werden. Vor allem in den in vorliegender Arbeit analysierten Dramen „Der Bettler" von Reinhard Sorge und „Der Sohn" von Walter Hasenclever durchlaufen die jungen Protagonisten mehrere Stationen, welche zu ihrer inneren Wandlung beitragen. Am Ende lösen sich beide Protagonisten, der Sohn und der Bettler, von den sie umgebenden patriarchalen Gesetzen und stehen am Ende als Hoffnungsträger der gesamten Jugend da. Auch inhaltlich spiegelt sich der Wille der Expressionisten, die alte Welt zu überwinden. Die jungen stehen den älteren Menschen gegenüber. Letztere stehen für die Vergangenheit, welche es hinter sich zu lassen gilt. Es gibt keine Gemeinsamkeiten mehr mit der vergangenen Zeit, weshalb man eine radikale Veränderung der Gesellschaft anstrebt. Aus diesem Grund klagen die Nachfolger ihre Eltern - vor allem ihre Väter - an, welche als Inbegriff der patriarchalen Gesellschaft fungieren. In den Dramen entwickeln sich Konflikte zwischen Vätern und Söhnen, welche häufig in dem ‚Vatermord‘ gipfeln. Dieser Tod steht demnach für den Bruch mit der Vergangenheit, den alten Normen und der Autorität des Staates.

Die Literatur des Expressionismus ist ebenfalls eine grenzenüberschreitende Literatur. Ziel ist die Erneuerung der Gesellschaft, gar der Welt. Am Ende soll der von den Expressionisten propagierte "neue Mensch" alle Hoffnungen der vorwiegend jungen Künstler in sich tragen. Er steht für die Moderne, also eine Zeit, welche sich deutlich von der alten Welt abgrenzt. Sie neigt zur Anarchie, weil der Mensch sich nicht mehr an patriarchalen, überlebten und verkrusteten Strukturen orientieren möchte. Durch den symbolischen Tod der Väter gelingt es den Söhnen in den expressionistischen Dramen, einen Schritt in Richtung Freiheit zu machen. Am Ende der Dramen steht demnach meistens ein junger Mensch, der die ganze Hoffnungen der Jugend in sich trägt: Durch ihn soll sich die Welt zum Besseren wenden. Dieser Mensch tritt über jegliche Grenzen, um seinen Wunsch auf eine neue, bessere Welt zu unterstreichen. Gesellschaftliche Normen und Regeln sind ihm nicht wichtig, vielmehr ignoriert er sie und bricht mit ihnen. Wie diese herbeigesehnte neue Welt allerdings konkret aussehen soll, was von dem „neuen Menschen" erwartet wird, sind Fragen, welche weitestgehend von den expressionistischen Autoren unbeantwortet bleiben. In der Tat liefert der Expressionist keine Lösungsvorschläge und ist deshalb zum Scheitern verurteilt. Vorliegende Arbeit befasst sich somit mit den Fragen, wie und warum die Expressionisten mit Traditionen brechen, was ihr Weltbild und folglich auch ihre Literatur geprägt hat und wie sich dies in ihrer Literatur spiegelt. Hierbei spielen sowohl biographische, werkimmanente als auch gesellschaftlich-historische Analysemomente eine wichtige Rolle. Dadurch kann nachgewiesen werden, wie die Expressionisten ihr Programm literarisch verwirklichen und ob es Parallelen bzw. Unterschiede in der Umsetzung dieser expressionistischen Gedanken gibt.

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