Am letzten Sonntag (21.02.16) wurde das Theaterstück Homo Faber vom Kaleidoskop Theater im Schloss von Bettemburg aufgeführt. Gemeinsam mit einigen Lehrern besuchten wir, Schüler der Abschlussklassen des Sportlycées, diese Theatervorstellung, da wir den Roman auch gerade im Unterricht behandeln. Die Inszenierung unter der Leitung von Jean-Paul Maes entsprach ziemlich genau der Handlung von Max Frischs Roman, sodass wir durch den Theaterbesuch unsere Textkenntnis noch einmal auffrischen konnten.
Die Aufführung war interessant, da sie anders war als die meisten Theateraufführungen, die wir bisher gesehen hatten. Während des ganzen Theaterstücks traten nur etwa sechs Schauspieler auf der Bühne auf. Doch auf der Bühne geschah an sich recht wenig. Auch mit geschlossenen Augen hätte man dieses Theaterstück genießen können. Nur der Hauptdarsteller sprach viel. Er ließ die Zuschauer an den Gedanken des rationalen aber recht verwirrten Technikers Walter Faber teilhaben und erzählte dessen verhängnisvolle Geschichte. Manchmal kamen noch einige andere Schauspieler zu Wort, doch das, was sie erwähnten, galt meistens nur der Vervollständigung von Fabers Erzählung. So teilte „Faber“ uns seine Reiseerlebnisse mit und schilderte aus seiner subjektiven Sicht die Aneinanderreihung von Zufällen, die schlussendlich dazu führen, dass er seine Jugendliebe Hannah wiedertrifft und seine Tochter, von deren Existenz er lange nicht mal wusste, verliert.
Der Schauspieler Neven Nöthig, der Walter Faber spielte, vermittelte den Zuschauern die Verwirrtheit des Ingenieurs bravourös, indem er manchmal schneller, manchmal langsamer redete. Er spielte sehr gut und so konnte man Fabers Gefühlslage in den jeweiligen Situationen besser nachvollziehen, als wenn man nur das Buch liest.
Da Walter Faber in Max Frischs Roman quer durch Europa und Nord- und Lateinamerika reist, dies jedoch auf einer Theaterbühne nicht so leicht darzustellen ist, war es wieder Fabers Monolog, der den Zuschauer mit auf die Reise nahm. Außerdem hatte sich die Theatergruppe auf einfache Hilfsmittel beschränkt, mit denen sie einige Stationen der Reise visualisierten. Zum Beispiel wurde die Wüste durch ein braunes Tuch dargestellt, das auf dem Boden ausgebreitet wurde. Während der Reise mit dem Flugzeug saßen die Schauspieler auf Stühlen, die auf der Bühne aufgereiht wurden. Die Reisestation Paris wurde durch einen Bistrotisch in einem Café symbolisiert.
Alles in allem war das Theaterstück von Jean-Paul Maes sehr ansprechend. Verschiedene Inhalte des Berichtes hatten wir uns ganz anders vorgestellt als sie auf der Bühne inszeniert wurden. Es war interessant, die Umsetzung des Theaterregisseurs zu sehen. Außerdem war es beeindruckend zu verfolgen, wie der Hauptdarsteller fast ohne Hilfsmittel, und nur mit Hilfe von Mimik und Rhetorik, den Zuschauern so viel von seinem Innenleben und von seinen Reisen vermitteln konnte. Es war jedoch nicht ganz einfach, während der gesamten Aufführung, die ungefähr drei Stunden dauerte, aufmerksam zu bleiben, da es sich größtenteils um eine Nacherzählung von Ereignissen handelte und auf der Bühne nicht so viel passierte. (Anouk Frieden 1eDG)