Am verregneten Donnerstag, 5. März 2020 bekamen die Schülerinnen und Schüler der 4C2 des Sportlycée Gelegenheit eine besondere Form des Theaters in gelungener Weise zu erleben, genauer handelte es sich um True Copy der belgischen Theatergruppe BERLIN:
Ein vermeintlich „echter“ Künstler im fortgeschrittenen Alter sollte über sein Leben als Fälscher berichten. Während des – wie sich am Ende des Stückes herausstellte – „Fake“-Interviews schlug der falsche Fälscher vor, seine Praktiken live und „in echt“ zu zeigen. „Echte“ Fälschungen eines Picassos entstanden, eine Auktion zur echten Fälschung wurde fingiert, die ZuschauerInnen boten ...
Wie geschockt zeigte sich das Publikum, als klar wurde, dass die „echte“ Fälschung „fake“ war!
Der so gewonnene Einblick in die Kunstszene wurde möglich durch eine innovative, gelungene Inszenierung, die es den Schülerinnen und Schülern erlaubte, authentische Theatertechniken wie zum Beispiel „Bühne in der Bühne“ und mehrsprachiges Theater (mit Obertiteln) zu verstehen.
In der nachfolgenden Diskussion zeigten sich die SchülerInnen beeindruckt und interessiert. Unter den Fragen fanden sich beispielsweise folgende: Wer hatte die Idee zu dieser Theater-Inszenierung von True Copy? Wo ist die Grenze der Legalität zwischen (erlaubter) Kopie und (unerlaubter) Fälschung? Hatte der Fälscher Angst? Wie steht es um sein Unrechtsbewusstsein? Wovon leben Künstler – Maler und Theaterleute - gleichermaßen?
Im Lichte der Diskussion um einen Wertekanon fassen Tun und Fynn die Diskussion aus Schülersicht wie folgt zusammen:
„Auf die Frage, wieso die Theatergruppe diese Art von Dokumentartheater macht, antworteten die Schauspieler, dass sie sich für Menschen mit außergewöhnlichen Geschichten interessieren. Dabei stießen sie auf Geert Jan Jansen, den berühmtesten professionellen Fälscher und so haben sie dieses Stück erfunden. Interessant ist, dass Geert Jan Jansen nach sein Fälschen nicht Kunst ist. Allerdings hatte er mit seiner eigenen keinen großen Erfolg und so fälschte berufsmäßig weiter. Er erlebte das wohl so wie einen Wettlauf, bei dem es für ihn selbst darum ging, möglichst viele Werke eines Künstlers zu fälschen. Witzig ist, dass er seine Fälschungen noch immer signiert, doch mit seinem eigenen Namen und nicht mit dem Namen des Künstlers, dessen Werk er fälscht. Insgesamt hat die Theateraufführung uns als Zuschauer „vorgeführt“ und uns mit dem Glauben an die Echtheit der Aufführung direkt „in“ die Fälschung hineinversetzt.“
Im Vorfeld der Aufführung hatten die SchülerInnen und Schüler Gelegenheit die Ausstellung Shānzhài Screens zu begehen, die den Alltag von Kunst-Fälschern heute nachempfinden lässt.
Trailer zur Vorstellung True Copy
https://youtu.be/k9Vl3vhHPjE
Theatergruppe BERLIN
https://berlinberlin.be/nl/
Trailer zur Ausstellung Shānzhài Screens
https://vimeo.com/382970140